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Jamaica – oder: Damenwahl

Sagt die Frau nein, hat der Mann keine Chance. Umgekehrt klappt das eher.

Jamaica ist gerade aus politischen Gründen in aller Munde. Wer sich da mit wem aus welchen Gründen und mit welch geschluckten Kröten paart, mag ich mir aus ästhetischen Gründen gar nicht vorstellen. Wir sind ja hier beim Mann-Frau-Blog. Darum lieber eine zünftige und authentische Erzählung, die in erster Linie dazu beiträgt, ans Licht zu bringen, dass es in den Kontakten zwischen Frau und Mann eine goldene Regel gibt: Und die lautet – Damenwahl! Was bei einem Tanztee von Senioren noch harmlos klingen mag, entpuppte sich im Laufe meines Lebens als veritable Anerkennung dessen, wie es auf dem glitschigen Parkett der Geschlechter nun mal so zugeht. Zum Beispiel Herbst 89 in Jamaica.

On the bus, still puzzled

Mein ältester Freund und ich – ich nenne ihn hier nur „241“, kenne ihn seit der ersten Klasse – waren zuvor in Negril, im äußersten Westen der Insel Jamaica, gewesen und saßen nun im Bus gen Süden. Wir waren beide innerlich noch etwas geschockt, denn zwischen zahllosen Tüten hatte uns ein einheimisches Tagblatt enthüllt, dass die Berliner Mauer gefallen war. Das war hart für uns, wir waren mit der Mauer aufgewachsen und sie hatte uns – geschützt? Vor wem? Wie auch immer, dieser Verlust von Vertrautheit machte uns offenbar verletzlich. Oder zumindest angrab-bar. Denn in dem Bus saßen auch zwei mäßig attraktive Kanadierinnen, Nora und Patricia mit Namen. Sie fragten uns, wohin wir denn wollen? Das wussten wir ja selbst nicht und sie boten uns an, kostenlos in einer Villa zu wohnen, deren Garten sie gerade wieder herrichteten.

Na klar!

Umsonst wohnen? Einladung von zwei Frauen? Wie blöd müsste man sein, um so etwas abzulehnen? Natürlich stiegen wir (viel früher als angedacht) aus dem Bus aus und trabten hin zu dem Haus, das sich tatsächlich als veritable Villa entpuppte. Disney ließ grüßen. Dort angekommen ließen Nora und Patricia dann am ersten Abend auch die Katze aus dem Sack: Sie waren Kellnerinnen in einer Bar in Toronto gewesen, und ein Stammkunde, steinreich, hatte sie gefragt, ob sie nach einem Brand nicht den Garten seiner Villa in Jamaica auf Vordermann bringen könnten. Sie hatten „Ja“ gesagt, aber die Langeweile war wohl groß und so hatten sie uns im Bus erspäht und als Zeitvertreib auch erfolgreich geködert. Nur wussten wir das da noch nicht wirklich.

Buchten und Piraten

Hm, vielleicht sollte ich an dieser Stelle noch erwähnen, dass 241 und ich zur damaligen Zeit Anfang zwanzig und ziemlich knackig waren und die Barkeeperinnen-Riege aus Toronto eher zehn Jahre älter? Wie auch immer. Die Villa hatte eine Privatbucht am Meer und wir hatten dort Sex. Ich mit Nora, 241 mit Patricia, es war – nicht so doll aus unserer Sicht, aber viel Gras im Kopf macht auch in diesen Dingen toleranter.

An den Abenden wurden wir von Nora und Patricia zum regelmäßigen erotischen Strandvergnügen verpflichtet. Zur Erholung am Tag danach oder in den Stunden zuvor hatten wir aber unseren Spaß. Wir hatten das alte Parker-Spiel „Käptn und Pirat“ umgewidmet. In unserer Variante ging es statt um Gold und Gewürze um Gras und Sklavinnen. Das war lustig, entsprach aber nicht der Realität. In der gab es nur eine Wahl, Damenwahl, und wir als Sklaven – folgten.