, ,

Ejakulation: weibliche Lust – die Welle der Erkenntnis

Ich hab‘s ja schon erzählt, muss es aber an dieser Stelle doch noch mal erwähnen. Meine sexuelle Aufklärung kam ursprünglich von Dr. Sommer und Dr. Korff aus der „Bravo“, und diesem Umstand ist es auch zu verdanken, dass ich vom Phänomen der weiblichen Ejakulation – im Porno-Umfeld auch Squirting genannt – lange Zeit nichts wusste. Bis zu jenem Tag, an dem mich im wahrsten Sinne des Wortes eine Welle der Erkenntnis traf. Was war passiert? Ich hatte eine Frau kennen gelernt – bei einem BDSM-Stammtisch im Übrigen, aber dazu an anderer Stelle mehr – und sie kam mich besuchen. Also Kaffee gemacht, wir sitzen auf dem Balkon und unterhalten uns. Dass beiderseits ein sexuelles Interesse bestand, war schon am ersten Abend klar geworden und so verwunderte es nicht, dass wir nach einer Weile in einer innigen Umarmung gefangen waren – mit forschenden Fingern unterwegs zu den edleren Teilen dieses neuen, noch fremden Körpers.

Sturmflut auf dem Balkon

Die Lust kochte hoch und ziemlich schnell war ich mit einem Phänomen konfrontiert, das ich schlicht nicht kannte: Ihre Jeans (die hatte sie immer noch an) wurde feucht, und damit meine ich nicht einen kleinen Fleck an der altbekannten Stelle, sondern am gesamten Unterleib, bis runter zu den Knien. Feucht ist untertrieben, es war pitschnass und natürlich war mein erster Gedanke, sie könnte sich in die Hose gepinkelt haben. Dem war aber nicht so, der strenge, urintypische Geruch war schlicht nicht wahrnehmbar. Ich gebe zu: Diese Sturmflut mir unbekannter Ursache raubte mir die Lust nahezu schlagartig. Außerdem galt es, ganz praktische Aufgaben zu lösen: Denn diese Jeans würde sicher erst am nächsten Tag trocken sein und sie musste noch mit dem Bus relativ zeitnah nach Hause – wegen ihrer Kinder. Also habe ich ihr eine Hose und Unterwäsche geliehen und sie entschwand.

Derlei Feuchtgebiete brauche ich gar nicht

Der Anlass unseres dritten Treffens war dann vordergründig die Abholung jener mittlerweile getrockneten Jeans. Und diesmal verzichteten wir auf ein Vorspiel auf dem Balkon und gingen gleich ins Bett. Ich Depp: Hätte ich mal ordentlich über das Geschehen beim letzten Treffen nachgedacht, dann hätte ich wenigstens einen dieser plastikbeschichteten Matratzenschoner besorgt, wie sie in Seniorenheimen Verwendung finden. So gab es wilden Sex ohne Schonung meiner Matratze. Sie kam drei Mal, immer wieder mit einer großen Portion dieser unbekannten Flüssigkeit, die meine Matratze aufsaugte wie ein Lebenselixier. Und ja, bis das wieder trocken war, habe ich drei Tage lang auf meinem Sofa genächtigt – derlei Feuchtgebiete brauche ich gar nicht. Als ich zu dieser Zeit einer sehr guten Freundin mein Leid klagte und von den Geschehnissen berichtete, erhielt ich die Information, dass es sich hierbei um das so genannte Squirting handle – ich solle doch mal auf Wikipedia nachschlagen.

Mysteriöser weiterer Forschungsbedarf

Das tat ich denn auch in meinen Tagen auf dem Sofa, derweil ich wehmütig zu meiner Matratze hinüberschielte, die sich im Trocknungsprozess befand – wenigstens war damals Sommer! Und ich lernte dazu, denn: „Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen handelt es sich bei weiblicher Ejakulation und Squirting im Grunde um zwei verschiedene Vorgänge, die allerdings gleichzeitig während eines Orgasmus auftreten können. Squirting allein meint ein stoßweises Ausspritzen der in der Blase befindlichen Flüssigkeit, die Eigenschaften verdünnten Urins aufweist. Dieser Prozess ereignet sich während des Orgasmus.“ Und mysteriös wurde es auch, denn es bestehe „weiterer Forschungsbedarf unter anderem hinsichtlich der genauen Zusammensetzung des Ejakulats, des genauen anatomischen und physiologischen Entstehungsorts sowie der Vorgänge, die zum Auslösen der Ejakulation führen.“ Und das im 21. Jahrhundert? Immerhin gehen die Schätzungen um die Häufigkeit dieses Phänomens weit auseinander. In den 1960er Jahren ging man von einem Prozentsatz von 4,7 % der Frauen aus. Neuere Studien vermuten hingegen einen deutlich höheren Prozentsatz von bis zu 54 %. Das halte ich – mit Verlaub – für Unsinn. Zumindest in meinem Leben bin ich nur ein weiteres Mal einer Frau im Bett begegnet, die derlei phantastische Mengen an Flüssigkeit ausstieß. Blöd, dass das in den Tropen passierte und Matratzen dort nicht trocknen – ich musste das Hotel wechseln.