Masturbation: Ich fordere einen Welt-Masturbationstag! Jetzt.

Onanie und Selbstbefriedigung

Fast alle tun es, kaum jemand spricht darüber, und das, obwohl es eines der befriedigendsten Hobbys ist, die es gibt: Die Märklin-Eisenbahn! Nein Briefmarken! Ach richtig, es ging ums Masturbieren. Im Gegensatz zu anderen Hobbys ist das Blöde am Masturbieren, dass man nicht einfach in einen Verein gehen kann und dann nach und nach von den erfahrenen Vereinsmitgliedern lernen kann, wie es geht. Immerhin: Für Frauen ist da Hoffnung in Sicht! Eine Schlagzeile aus jüngster Zeit verkündete:„Für eine ‚neue Gleitkultur‘: An der Uni Bielefeld steigt ein Masturbations-Workshop für Frauen“. Das ist doch schon mal was, wobei ich mich dann offen gestanden frage, wer denn da bitte die Zielgruppe ist? Weil die echte Herausforderung mit der Masturbation, die kommt ja in der Pubertät. Erwarten die ernsthaft, dass eine rollige 11-Jährige oder ein pickliger 13-Jähriger mit Dauer-Steifem zu einer Univeranstaltung gehen, nur weil sie das in der Zeitung gelesen haben? Was im Übrigen nicht passieren kann, weil diese Generation keine Zeitung mehr liest. Bleiben wir bei der Zielgruppe: Sind das dann Studentinnen, die es mit ihren Anfang Zwanzig noch nicht hingekriegt haben, sich eigenhändig ein Lustgefühl zu verschaffen? Ganz ehrlich, wer an diesem Workshop teilnimmt, sollte erwägen, eine Burka zu tragen.

Der Unterschied zwischen Mädchen und Jungs

Darum zurück zu den Teenagern. Beim weiblichen Geschlecht erwacht die Lust ja laut Studien in der Regel deutlich früher, als das bei Jungs der Fall ist. Und der eine oder andere Zufallsorgasmus fiele ebenfalls dabei ab – auf dem Fahrrad, der Wippe vom Spielplatz, da existiert eine Vielzahl von Legenden, die mir allerdings von realen Frauen auch bestätigt wurden. Und da ist das Masturbieren für die Damenwelt auch leichter und Frage ergibt sich automatisch: Was hat die Wippe – oder der Fahrradsattel – denn da genau gemacht? Das kann ich vor dem Einschlafen auch per Hand. Licht aus, unter die Decke und selbst wenn der kleine Bruder im Zimmer schläft – keiner merkt es. Für Jungs ist das etwas komplizierter: Das Erstaunen ist meist groß, wenn der zuvor eher gelangweilt als „Pissgerät“ benutzte Auswuchs zwischen den Beinen plötzlich und bei Gelegenheit beginnt, Ausmaße anzunehmen, die „Mann“ diesem Ding nicht ohne weiteres zugetraut hätte. Gerade in dieser Phase der Unsicherheit – jetzt wird „das Ding“ so groß – wären für pubertierende Jungs diesbezügliche Vereine oder Workshops echt hilfreich. So nach dem Motto: „Du ejakulierst, also bist du“ und Workshop Nummer zwei hieße dann: „Coito, ergo sum!“ Aber so etwas gibt es – zumindest meines Wissens – nicht. Warum? Darüber ließe sich spekulieren, vermutlich hat keiner Lust, die ganze Sauerei auch wieder wegzuwischen.

Masturbation: ein Mini-Outing

Ich gestehe: Vor dem Schreiben des nun folgenden Absatzes habe ich gezögert! Warum? Weil es um meine Teenie-Zeit gehen wird und noch immer funktionieren die unausgesprochenen Tabus, was das Thema Masturbation angeht. Aber sei’s drum: Als ich in das gewisse Alter kam, in dem ich das dringliche Bedürfnis hatte, mit diesem großen Ding irgendwie produktiv umzugehen, da half mir nichts und niemand. Kein älterer Bruder oder Kumpel, der vielleicht mal einen Hinweis abgibt, keine Videos aus dem DarkNet, wo man sich was abschauen kann – Nada! Also try and error und – hier will ich nicht allzu sehr ins Detail gehen – meine erste Idee, wie das funktionieren kann, war zwar erfolgreich, aber eben auch gelegentlich schmerzhaft und hatte etwas mit Reibung zu tun. Anyway – eines Tages erwischte mich mein Vater dabei.  Ich ohne Decke, den Playboy (Gott wie harmlos der war, da können die Kids heute nur müde lächeln) aufgeklappt, als er reinkommt. Sein Kommentar: „Du machst das nicht richtig!“ Und geht wieder raus. Darth Vader hätte es nicht besser hingekriegt. Ich gestehe nochmals: Dieses Erlebnis hat nicht dazu geführt, dass Masturbation eines meiner bevorzugten Gesprächsthemen in meinem späteren Leben geworden ist. Ich war da meist eher einsilbig, auch wenn ich im Laufe der Zeit meine Techniken glücklicherweise optimieren konnte.

Bleierne Leere und blindes Tasten?

So! Jetzt aber mal ans Eingemachte! Natürlich hat sich nahezu jeder Mensch schon einmal selbstbefriedigt. Nun gibt es aber Religionen und andere radikale Formierungen, die vehement darauf bestehen, Onanie sei eine Sünde. Wie tief sich das ins kollektive Unbewusste eingebrannt hat, wurde mir ja beim Schreiben dieses Textes bewusst. Deswegen bedarf es, meiner Meinung nach, hier einer zarten Gegenrede: In vielen spirituellen Texten ist von der Liebe zu sich selbst die Rede. Und eben nicht im egomanischen Sinne, sondern, um ein Bild zu benutzen, wie eine Blume, die sich selbst gießt, durch die Kraft ihrer Gedanken, Wünsche, Vorstellungen und Emotionen. Und da soll die körperliche Ebene ausgespart bleiben? Was passiert denn, wenn ich einen Partner oder eine Partnerin finde und ich kann dieser Person nicht mal erklären, was mir wirklich Lust verschafft? Bleierne Leere und blindes Tasten würde ich sagen und von daher: Ich fordere einen Welt-Masturbationstag! Ich glaube, den gibt es noch nicht …