Dass Mutterliebe bzw. die Liebe und Zuwendung einer Bezugsperson eine Säule unserer Liebesfähigkeit darstellt, ist also klar. Aber es gibt eine weitere, an die wir meist nicht denken, weil sie so selbstverständlich ist wie unser Herzschlag.

Liebe auf dem Mutterplaneten

Wir werden also geboren. Neun Monate wurden unsere Sinne optimiert und unser Gehirn ist voller Erwartung auf die Fülle des Neuen, das ihm nach dem „Planeten Mutter“ seit Jahrtausenden auf dem „Planeten Erde“ geboten wird. Und da sind sie: die zärtlichen Stimmen meiner Mutter, meines Vaters, meiner Großmutter, meines Großvaters, meiner Verwandten, meines Stammes. Sie alle nehmen mich in den Arm, liebkosen mich, geben wir die erste Sicherheit, gut und richtig angekommen zu sein, nicht den Planeten verfehlt zu haben. Weiterlesen

Haben Sie das schon einmal erlebt: Sie geraten in eine Liebesbeziehung, geben viel oder vielleicht sogar alles von sich, aber es kommt wenig zurück. Der Partner oder die Partnerin mag vielleicht Spaß am Sex haben, aber auf seelischer Ebene bleibt die Liebe stumm?

Wir neigen dann gerne zu Vorwürfen oder Unterstellungen; auf jeden Fall empfinden wir: Er oder sie liebt mich nicht (mehr). Und das kann gut sein, denn wenn die Grundlagen der Liebe nicht oder nur unzureichend gelegt wurden, dann kann sich diese wundervollste aller menschlichen Fähigkeiten nur schwer entfalten. Weiterlesen

Um es frei weg zu sagen: Meine Frau und ich waren nie verlobt. Kennengelernt haben wir uns 1974, geheiratet 1979. Geschieden? Nein, habe wir noch nicht geschafft. Mit anderen Worten: Wir hielten die Verlobung für überflüssig. Lässt sich das aber generell behaupten?

Mal sehn. Die Huffington Post schreibt: „Ein Virus geht um. Er nennt sich Verlobungswahn. Er ist extrem ansteckend …“ Stimmt, hab ich auch schon mitbekommen, muss also so sein, denn das Thema hat mich bislang eher kalt gelassen. Warum das jetzt anders ist, darauf komme ich noch. Weiterlesen

Fremdgehen ist mir fremd. Warum das so ist, erzähle ich mal an anderer Stelle. Bleiben wir also beim Allgemeinen: Fremdgehen ist keine Seltenheit. Aus der Tatsache, dass es regelrechte Seitensprungagenturen gibt, lässt sich indirekt auf die Häufigkeit des delikaten Verhaltens schließen. Aber wenn Affären so häufig sind, dass das Bedürfnis danach einen echten Marktwert hat – kann man es dann noch als Fehlverhalten bezeichnen? Auch das wäre eine eigene Überlegung wert.

Wie oft Menschen fremdgehen, weiß man nicht genau. Über das Verhalten der Deutschen konnte ich keine Zahlen finden, wohl aber über die Russen, Schweizer, Schweden und Weiterlesen

Kürzlich besuchte ich in München eine Gruppe von Menschen, die es tatsächlich für möglich hielten, jedermann lieben zu können. Es komme nur darauf an, dass man das wirklich wolle. Das brachte eine Saite in mir zum Klingen, meine Sehnsuchtssaite.

Der erste Impuls meiner realistischen Seite äußerte sich freilich erst einmal kritisch: „Quatsch. Es ist schon schwer genug, auch nur einen Menschen zu lieben.“ Ja stimmt, und meistens hält das nur bis zum verflixten siebenten Jahr. Nachdem aber etwas in mir einem derartigen Realismus misstraut, drängte gleich ein zweiter Gedanke hinterher: „Warum eigentlich nicht?“ Weiterlesen

Einen imaginären Freund hat man im Kindesalter, so die landläufige Meinung. Mädchen häufiger als Jungs, ab dem Grundschulalter dann etwa gleich oft. Das Phänomen ist wohl uralt, obwohl die ersten Studien dazu natürlich erst aus dem 20. Jahrhundert stammen. Erst als ich las, dass frühe Gesellschaften das Phänomen als einen Kontakt zu den Ahnen oder den Göttern interpretierten, war mein Interesse geweckt: Wie und was wäre mein imaginärer Freund? Wie wäre dieses Wesen drauf? Wäre es eine Sie oder ein Er? Aus meinen eigenen Erinnerungen kann ich da leider nicht schöpfen, denn ich bin in den Siebzigern Kind gewesen; zu einer Zeit, als es noch Spielkameraden in Hülle und Fülle gab, und wir Kinder barsch ins Haus gerufen wurden, wenn es dunkel wurde. Ganz anders als heute, wo man als Eltern den Nachwuchs zum Gassi-Spielplatz befehlen muss – und sei es nur für eine halbe Stunde. Praktisch übrigens, wenn man als Elternteil auch einen Hund hat, dann geht das in einem Aufwasch. Aber ich schweife ab.

Nahezu jeder Mensch hatte als Kleinkind seinen imaginären Freund

Kolportiert wird nämlich, dass es überwiegend Einzelkinder sind – beziehungsweise durch Scheidung oder die Segnungen des Niedriglohnsektors mit integrierter Isolationshaft Betroffene –, die auch in reiferem Alter die unstillbare Sehnsucht nach einem Partner hegen. Nach einem Partner, der genau ihr Spiel spielt, dieses „Du willst, was ich will“. Und wenigstens fast immer für sie da ist. Besser: So oft wie möglich? Langer Rede, kurzer Sinn: Eine Menge Menschen da draußen, denen ich begegnet bin, leben in puncto Partnerschaft fröhlich nach dem Motto „Farmen und formen!“ Ein Begriffspaar, das ich gerne erklären will – und zugleich auch eine Hypothese aufstellen.  Warum? Weil ich’s kann. Weil ich jetzt einfach mal behaupte, dass nahezu jeder Mensch als Kleinkind seinen imaginären Freund hatte. Wobei die Wahrscheinlichkeit, diese Kleinkind-Phase zu vergessen, hoch ist: Das kann in den Träumen passiert sein, „diese eine Woche damals, als du drei warst und ‚Fieber‘ hattest“. Gut, Eltern könnten das wissen. Vielleicht. Und vor allem, wenn man sie rechtzeitig fragt, bevor sie sterben. Tut aber kaum einer. Stattdessen gilt das Motto: „Farmen halt“ (erklär ich weiter unten), offiziell nach dem passenden Sexual- und dann idealerweise auch Lebenspartner. Passt endlich jemand in dieses Beuteschema, dann passiert etwas Neues!

Mächtige Verdrängungsmechanismen

Also bitte jetzt nicht falsch verstehen, diese Zwischenüberschrift war nicht männerverachtend gemeint. Haben die schnell lodernden Männer eine NGO, bei der ich mich diesbezüglich entschuldigen kann? Finde jetzt nix, pisse erst mal an den Zaun der Gender-Korrektheit. Und kehre zurück zum roten Faden. Es passiert etwas Neues! Was ist das? Es ist natürlich (sonst wäre es nicht als Hypothese formuliert) das „Formen“. Und da unterscheiden sich Männer und Frauen anfangs kaum. Der Abgleich zwischen dem „Imaginären Freund“ und der Person gegenüber (Stehtisch, Sitzecke, Sofa – wer weiß?) erfolgt rasch. Fucking schnell sogar, um es jetzt  mal auf Neudeutsch zu sagen. Ist er negativ – Reboot, wir kennen das – dann geht es zurück auf das „Farmen“-Level. Farmen? Das ist eigentlich ein Begriff aus der Computerspielszene, der das Anhäufen von Ressourcen im Spiel umschreibt, und in der althergebrachten Sprache so ungefähr „warm halten auf kleiner Flamme“ bedeutet. Ist der Vergleich aber positiv, dann scheiden sich nun häufig die Geister, vulgo Geschlechter und natürlich gibt es mächtige Verdrängungsmechanismen.

Geist aus der Flasche

Ja, ich weiß – habe jetzt immer noch keine Antwort auf die Grill-Frage in der Überschrift gegeben. Grill-Frage? Ja klar doch. Die jungen Menschen heute hatten per Geburt durchwegs Zentralheizung. Nix mit Kinderjobs wie „die volle Ölkanne vom Keller bis in den dritten Stock tragen“. Kohleschippen war nicht meine Generation, muss aber auch Scheiße gewesen sein. Ach ja, der Grill: Die jungen Menschen kennen die Unterscheidung zwischen Holzkohle oder Brikett, wenn sie totes Tier oder neuerdings auch Zucchini mit irgendwas drauf auf einen Alu-Rost über einem zufällig anwesenden Feuer rösten. Und genau so ist das auch beim Umgang mit der eher unfreiwillig beobachteten  Entdeckung: Das könnte mein (neuer) „Imaginary friend“ sein! Entweder es lodert schnell (Mann) oder die Entdeckung ist so beachtlich, dass eine längere Observation erforderlich ist (Frau). Oder man ist ab einem gewissen Alter einfach drüber weg. Projektion und Indoktrination auf einen – wie auch immer ausgewählten Partner – hilft nicht?

Episches Duell zweier Backmaschinen

Und an diesem Punkt komme ich zu dem Moment zurück, in dem ich beschlossen habe, zu diesem Thema zu schreiben. Weil das „Du willst, was ich will“ steckt natürlich auch in mir. Und das „Formen-Wollen“ kenne ich natürlich auch. In der Regel enden solche Beziehungen wie beim epischen Duell zweier Backmaschinen: Zerfetzter Teig auf beiden Seiten und nix, was man in den Ofen schieben und danach genießen könnte. Und ja – im Nachgang dieser Erwägungen neige ich dazu, meinen „Unsichtbaren Freund“ nicht mehr im Außen, bei anderen Menschen, sondern in mir drin zu suchen. Das sollte doch kein Problem sein? Was ich im Vorschulalter konnte … kann ich jetzt auch.

Fast alle tun es, kaum jemand spricht darüber, und das, obwohl es eines der befriedigendsten Hobbys ist, die es gibt: Die Märklin-Eisenbahn! Nein Briefmarken! Ach richtig, es ging ums Masturbieren. Im Gegensatz zu anderen Hobbys ist das Blöde am Masturbieren, dass man nicht einfach in einen Verein gehen kann und dann nach und nach von den erfahrenen Vereinsmitgliedern lernen kann, wie es geht. Immerhin: Für Frauen ist da Hoffnung in Sicht! Eine Schlagzeile aus jüngster Zeit verkündete: Weiterlesen

Um es gleich vorwegzunehmen: Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass es da draußen jede Menge Frauen gibt, die auch andere Haustiere halten als jene drei Spezies in der Überschrift. Frauen hamstern. Frauen spinnen. Bei manchen pfeift das Meerschwein. Und manche haben einen Vogel. Hatte ich schon gesagt, dass ich hier niemanden auf Grund seiner persönlichen Haustierwahl angreifen will? Nicht? Dann sei das hiermit getan. Ich meine ja nur, fast jeder hat heutzutage seinen persönlichen Haustierhintergrund. Bei mir war das erste übrigens Weiterlesen

Reden beim Sex – gar noch „schmutzig“? Wirklich zum ersten Mal bin ich auf das Thema „dirty talk“ gestoßen, als ich Ende der Achtziger „Ein Fisch namens Wanda“ angeschaut habe. Da pimpert dieser „Otto“ Jamie Lee Curtis aufs Heftigste und spricht dabei italienisch, was sie rasend macht. Was weniger bekannt ist: Curtis musste während der Szene ihren Kopf im Kissen verstecken, weil sie ihr Lachen/Grinsen sonst nicht hätte verbergen können. Anyway: Für mich als eingefleischten Monty-Python-Fan war der Film fantastisch! Ich lachte mich schlapp, aber immerhin nicht so krass wie der Däne Ole Bentzen, der beim Ansehen des Films an einem durch starkes Lachen hervorgerufenen Kreislaufstillstand starb. Was blieb? Zumindest eine Ahnung davon, dass Sprechen beim Sex beachtliche Auswirkungen auf den Verlauf des Geschehens haben kann und die Neugier darauf, das auszuprobieren.

Bio-Tonne?

Denn bislang, ich war damals Anfang zwanzig, hatte ich beim Liebesspiel eigentlich immer meinen Mund gehalten. Entweder weil ich ihn beim Knutschen zu voll genommen hatte oder weil ich mich schlicht nicht traute, offensichtlich reale Wünsche wie „Dreh dich auf den Bauch!“ zu artikulieren. Selbst schuld? Ja, das kann ich aus heutiger Sicht durchaus unterschreiben. Aber auch nach dem Film dauerte es noch ziemlich lange, bis der „Wanda-Effekt“ – um ihn mal so zu nennen – auch in meinem Real Life ankam. Das lag nicht ausschließlich an mir. Da gab es etwa eine Partnerin, die es tatsächlich mitten im Liebesspiel fertig brachte zu sagen: „Wir dürfen morgen nicht vergessen, die Bio-Tonne rauszustellen!“ Nun – Erektionen sind ein zartes Geflecht aus Situation, Berührung, Aktionen und durchaus verwundbar. Zum Beispiel durch Worte im falschen Moment. Ja, eine Bio-Tonne hat etwas mit Schmutz zu tun, mehr sogar als all ihre Geschwister-Tonnen. Aber diese Art von Dirty Talk schlug mir wahrlich aufs Gemächt.

Verstörender Tagtraum

By the way: Neulich hatte ich während einer ansonsten öden Busfahrt einen verstörenden Tagtraum zu diesem Thema: Ich war auf einer Demo gegen das neue Polizeiaufgabengesetz in Bayern und lernte dort eine wunderschöne Jung-Grüne kennen, deren Organisation diese Demo auch organisiert hatte. 23 Jahr, blaues Haar, viel Metall im Fleisch – ich war erstaunlicherweise wie hin und weg und wie Tagträume nun mal so sind, landeten wir ohne langes Essengehen und Getue in einem angenehm großen Bett. Knutschen? Vorspiel? Tagträume überspringen so was gern, besonders wenn  der Busfahrer Gelegenheit hat, mal ein paar Haltestellen zu überspringen und so richtig Tempo aufzunehmen! Dann ich so: „Kannst du dieses Vaginal-Piercing mal raus nehmen? Das rubbelt mir den Schwanz wund!“ Das war kein Dirty Talk, sondern ein Hilferuf. Aber sie flippte völlig aus. „Schwanz? Was bist denn du für ein patriarchalisches Arschloch, wenn du solche Wörter benutzt?“ „Welches Wort hätte ich denn benutzen sollen?“ entgegne ich kläglich, derweil meine „Kriegsflagge“ bereits am Darniedersinken ist. „Elender Macho!“ schallt es mir noch entgegen, bevor die Automaten-Kinderstimme des Busses verkündet, dass hier am Sanderring nun Endstation ist.

Klappe halten und genießen?

Was ich noch zu sagen hätte? Ja, immerhin habe ich dann doch mal eine Frau kennen gelernt, bei der mir Sprache, also Wünsche, aber auch bei Gelegenheit deftige Ansagen während dem Sex nicht schwerfielen und auch kein abtörnendes Gezeter provozierten. Das war schön und lässt mich hoffen. Auch wenn ich mich im Laufe der Jahrzehnte immer mehr in diesem Punkt der quasi buddhistischen Position näherte: Klappe halten und genießen!

Okay – zumindest für die Damen unter meinen Lesern stellt sich diese Frage (zumindest vorläufig noch) nicht. Nach wie vor läuft die Geburt nicht ohne die Frau (aber auch das wird sich ändern, wenn es uns als Spezies noch hundert Jahre gibt): Mitten drin, live dabei, viel Geschrei – jaja so geht das, seitdem es unsere Spezies gibt. Für uns Männer ist das ja nicht so. Je nach Kultur und Stimmungslage in der Gesellschaft gibt es unterschiedliche Wahlmöglichkeiten für die selbsternannten Herren der Schöpfung. In früheren Zeiten und zahlreichen Kulturen war es wohl so, dass sich die Männer aus diesem finalen Prozess des „Auf die Welt Kommens“ heraushielten, beziehungsweise sogar herauszuhalten hatten. Stattdessen einen von dem legendären Selbstgebrannten, Füße hochlegen, (vielleicht) beten und der dräuenden Durchsage der Geburtshelferin harren, bei der es eigentlich nur drei Varianten gab: Junge, Mädchen, tot.

Irgendwas mit Hollywood?

Heute in Deutschland ist das natürlich anders. Als für mich zu ersten Mal die Frage auflief, bei der Geburt dabei sein zu wollen oder eben nicht, stand es für mich die Antwort völlig außer Frage: Ja, ich will! Warum das eigentlich so war, ist aus der Retrospektive allerdings unklar. Weil ich es an anderer Stelle, dem Standesamt, eh schon mal gesagt hatte? Woher kam diese klare Positionierung eigentlich? Ich weiß es offen gestanden nicht wirklich. Irgendwas mit Hollywood vermutlich. Eine ausreichend hohe Anzahl geguckter Filme, in denen frisch gebackene Väter – natürlich unter vorheriger Ausblendung blutiger Begleiterscheinungen – glückselig ihren frisch geschlüpften Nachwuchs am Kindsbett im Arm halten. Brainwash halt, im Rückblick kann ich es wirklich nur so bezeichnen und trotz intensiven Nachdenkens gelang es mir nicht, den entscheidenden Film zu identifizieren, der mich dazu bewog, dabei sein zu wollen.

Fruchtwasser weg? No problem!

Aber Fakt war: Ich war voll dabei. Geburtsvorbereitungskurs und solidarisches Hecheln an zufällig anwesenden Petzi-Bällen. Grunzend räkeln auf Isomatten. Und dann: Fruchtwasser geht raus und ab in die Klinik! Eine Klinik im Übrigen mit christlichem Hintergrund (Stichwort Mission), die sich sehr stark dem Gedanken der natürlichen Geburt verschrieben hatte. Was insbesondere die für uns zuständige Hebamme mit einschloss. Fruchtwasser weg? No problem! Jetzt war Treppensteigen angesagt. Rauf runter, runter rauf – dann mal Zwischenstopp, ein bisserl Gefummel in der Vagina, am Muttermund und was weiß ich noch wo und weiter ging das. Fast 24 Stunden und irgendwann war ich so platt – obwohl nur der Mann an ihrer Seite –, dass ich fast vom Petzi-Ball gekippt wäre. Die Hebamme hat mich an die frische Luft geschickt. Ich vergaß zu erwähnen, dass ich aus Schwangerschaftssolidarität mit dem Rauchen aufgehört hatte. Und wer stand da am Ausgang, als ich auf der Suche nach Frischluft war? Richtig – eine Krankenschwester beim Qualmen, die mir wortlos ihre Packung Marlboro hinhielt. Natürlich griff ich zu.

Showdown? Check!

Wenig später war es dann so weit. Der Showdown! Nicht weil das Kind von alleine kam, sondern weil der diensthabende Testosterongeschwängerte Arzt wohl endlich mal was Neues ausprobieren wollte. Den Kristella-Handgriff: Der geht plump gesprochen so, dass der Arzt volle Lotte (Ellbogen voraus) auf den Bauch der Schwangeren drückt und hofft, dass unten was bei raus kommt. Was denn auch der Fall war: unser Sohn, schon blau angelaufen, weil sich die Nabelschnur um seinen Hals gewickelt hatte. Ein Bild, das niemand braucht. Die Löschfunktion im menschlichen Gehirn ist bei derlei Ereignissen verbesserungswürdig. Mehr? Okay, ich halte mich zurück. Nur so viel: Natürlich hatte die brutale Form der Entbindung einen Dammriss verursacht und ich hatte das Vergnügen, diesem psychopathischen Arzt (Zitat: Eigentlich wäre ich gerne Chirurg geworden) beim Zusammenflicken der intimsten Teile meiner Frau zuzusehen. Check! Natürlich hatte auch das Gefummel der Hebamme ohne Fruchtwasser Nachwirkungen – Sohn kommt mit Mittelohr-Infekt auf die Welt, Intensivstation. Check! Der Entzug von Geruch und Aura der Mutter auf der Intensivstation versetzt dem Neugeborenen ein Trauma – zwei Jahre Schreikind ahead – Check! Unfassbar – oder? Trotzdem war ich drei Jahre später wieder mit von der Partie, als mein zweiter Sohn zur Welt kam. Aber das ist eine andere Geschichte. Nur so viel: Schlechte Bilder kriegt man nicht so einfach weg. Das kann einfach der falsche Film oder die falsche Serie sein, die du schaust. Schalt rechtzeitig aus, dein Hirn vergisst nicht. Oder aber eben eine selbstverständlich scheinende Entscheidung im Real Life, die auch immer noch flüstert: Das wolltest du nicht sehen.