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Es gibt ja gemeine Witze über Frauen, die in der Hochzeitsnacht die Perücke ablegen, das Gebiss, den Hüftgurt und den Push-up-BH. Doch steckt dahinter nicht diese peinliche Wahrheit: Wir tendieren dazu, uns schöner zu machen als wir sind? „Ich muss mich noch herrichten“, heißt das zum Beispiel. Besonders wenn’s auf Männerfang geht, wird noch die letzte Falte ausgebügelt, jedenfalls bei uns Frauen über 30.

Make-up kann uns aufpolieren – und so manches kaschieren, was das Erscheinungsbild stört. Die eine oder andere Hautunreinheit mag da noch angehen; die würde eines Tages ja vielleicht auch von alleine verschwinden, aber wie, wenn rassige, hohe Wangenknochen im Party-Make-up vorgetäuscht werden oder wenn künstliche Wimpern einen falschen Augenaufschlag erzeugen? Ist mit solchen Tricks nicht schon kurzfristig Enttäuschung programmiert? Und nach welchem Vorbild richten wir uns da eigentlich? Und welche Männer sind unsere Zielgruppe?

Ganz gewiss stimmt, dass Hormone, erst einmal in Wallung gebracht, wirkungsvoller sind als jedes Make-up oder jeder Push-up. Männer in Brunft lassen einem so  ziemlich alles durchgehen – weshalb es zu den Tricks unseres Geschlechts gehört, ihre dauerhafte Abkühlung tunlichst zu vermeiden. Durch die rosa Brille verzeihen aber auch wir dem anderen so ziemlich jeden Makel – das ist der kosmetische Dominoeffekt des Schlafzimmers.

Unter dieser Prämisse sei mal das Gedankenspiel erlaubt, ob es nicht sinnvoller wäre, ohne Kosmetik zu leben. Oder sich gezielt unattraktiv „herzurichten“? Oder wenigstens doch so normal oder banal, wie man eben aussieht. Wieso? Nun, weil dann alle die, die sich eines Tages voraussichtlich enttäuscht von mir abwenden werden, von vornherein durchs Raster fallen. Dann bezirze ich doch lieber all jene, die spontan auf mich anspringen und meine kleinen Brüste, mein Lächeln, meinen rundlichen Gesichtsschnitt und meine blassblauen Augen ohne alle Tricks attraktiv finden.

Was nun nicht heißt, dass es bei einer solchen Vorgehensweise verboten wäre, sich gründlich zu waschen, die Zähne zu putzen oder etwas Hübsches anzuziehen – solange all das keinen falschen Schein erzeugt.

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