Da war mal eine Zeit, ich war so Ende zwanzig, als ich in meinen Bemühungen, eine Partnerin zu finden, in einer gefühlten Sackgasse angekommen war. Darf man Sackgasse überhaupt noch sagen, oder ist das gendermäßig schon Macho? Fuck it! Jedenfalls waren die letzten beiden Beziehungen doch relativ sang- und klanglos eben nicht in die Hose, sondern den Bach runtergegangen, und ich fasste den Entschluss, mich erstmal nicht mehr zu binden. Da lachte der Schicksalsgott wohl lauthals und beschloss, mich zu prüfen. Wie machte er das? Nun, es dauerte nach meiner Entscheidungsfindung keine ganze Woche, bis er mir eine junge Dame schickte. Mit „jung“ meine ich 21 vs. meinen 28 oder so, was vom Altersunterschied her in späteren Lebensphasen erstmal nicht so wild klingt. Aber damals ploppte bei mir dieser „als ich in der zehnten Klasse war, da warst du in der dritten“-Gedanke auf. Weiterlesen

Stolz und Würde – zwei Wörter, die im Neusprech nahezu ausgestorben sind. Warum eigentlich? Beginnen wir mit dem Stolz. Der scheint ja zunächst einmal positiv besetzt zu sein: Ich bin stolz, meine Abschlussprüfung gemacht zu haben! Ich bin stolz, so fantastische Kinder zu haben! Ich bin stolz, so zu sein, wie ich bin! Wobei Letzteres schon entweder eine gewisse Reife oder schlichte Ignoranz widerspiegeln kann – da lohnt es sich nachzuschauen. Denn: Woran macht sich das fest? Weil ich Anregungen von außen gänzlich ignorieren kann? Oder weil ich so viel verdiene, dass mir die Meinungen meiner Mitmenschen scheißegal sind? Vielleicht ja auch, weil ich von klein auf gelernt habe, dass auf etwas stolz zu sein, zwei Schritte sind: Sich selbst ein Treppchen höher setzen, die anderen eins runter. Mensch-Ärgere-Dich-Nicht im Real Life sozusagen. Das kann man machen, aber macht das glücklich? Weiterlesen

Auf BDSM* bin ich rein zufällig gestoßen, bei der Recherche zu einem völlig anderen Thema. Zu jener Zeit war ich glücklich verheiratet, meine Frau bekannte sich klar zu Vanilla-Sex und so hatte ich das Thema gedanklich abgehakt – jedoch nicht, ohne mir ein Paar Bookmarks zu machen und fürderhin in gewissen Foren wie etwa der Sklavenzentrale mitzulesen. Fast zehn Jahre später war unsere Ehe faktisch durch, auch letzte Rettungsversuche beim Paartherapeuten hatten sich als fruchtlos erwiesen und so dachte ich mir: Okay – jetzt probierst du das mal aus! Schließlich hatte ich ne Ecke früher bei einem BDSM-Discounter (ja, so was gibt es tatsächlich!) eine Art Starter-Kit erworben mit Handschellen, Knebel, Paddels und Gedöns. Meiner Frau angeboten, das Mal zu testen, aber sie wollte nicht. Tja – nun war ich an dem Punkt, das auch mit jemand anderem zu versuchen.

Devoter Dirty Talk

Über Internetforen wollte ich aber nicht gehen, meine Ex hatte erst unlängst mein Notebook gefleddert und so entschied ich mich – ganz Old-School – eine Kontaktanzeige aufzugeben. Den genauen Text der Anzeige weiß ich nicht mehr. „Devote Frau gesucht“ plus eine eigens angelegte Mailadresse war es wohl. Hab ich einen Alterswunsch angegeben? Keinen Plan, ist ja auch egal, letztendlich. Denn nun war Spannung angesagt. Würde sich überhaupt jemand melden? Mit Kontaktanzeigen hatte ich keinerlei Erfahrung, schien mir eher ein altertümliches und darum wohl eher hoffnungsloses Konzept zu sein. Aber siehe da, es kamen einige Mails rein und eine der  Damen schrieb sofort in einem devoten Dirty Talk, den ich so noch nicht kannte. Sprach mich mit „Herr“ an und derlei mehr. Leider habe ich diesen alten Mail-Account nicht mehr und kann darum auch keine Zitate ausgraben. Aber Fakt war, dass wir eifrig hin und her geschrieben haben. Und ich kann durchaus sagen, dass sie es verstand, mich mit puren Worten durchaus heiß auf ein reales Treffen zu machen.

Outfit? Du wirst zufrieden sein!

Jaja, die W-Fragen: Wann, wo und überhaupt. Sie kam aus der Nähe von Nürnberg und so orderte ich (als damals Würzburger) ein Zimmer in einem Motel im Dettelbacher Industriepark, nicht ganz auf halber Strecke, aber in Geiselwind war nichts mehr frei. Wir hatten über Outfit zu diesem Date geschrieben und sie versicherte mir, ich werde zufrieden sein. Die Spannung stieg. Und das Motel machte es nicht unspannender, denn es war komplett frei von menschlichem Personal. EC-Karte, Reservierungsnummer, Schlüssel fällt raus und ab dafür – auch das eine Premiere, kannte ich so bislang nicht. Also raus aufs Zimmer, ganz schön beengt fand ich es da drin, aber ich legte mein Starter-Kit auf dem immerhin vorhandenen Tisch aus und harrte der unbekannten Dame, die da auftauchen würde. Ging raus vors Haus rauchen, sie abpassen, weil eine Klingel fürs Zimmer gab es schlicht nicht.

Nicht wirklich mein Fetisch

Schließlich – ein Auto mit Nürnberger Kennzeichen parkt, eine Frau steigt aus. Etwa in meinem Alter, schlank, nicht hässlich, aber auch keine Schönheit. Uff – noch mal gut gegangen! Wir hatten per Mail keine Bilder ausgetauscht und so hätte ja auch eine veritable Mischung aus Kingkong und Godzilla diesem Opel Corsa entsteigen können. Sie holt eine Tasche aus dem Kofferraum und dann begleite ich sie zum Zimmer, wo sie sich sofort ins WC verabschiedet. „Umziehen“, lautet ihr geraunter Kommentar und ich harre der Dinge, die nun kommen mögen. Wenige Minuten später tritt sie aus dem Bad und hat sich in ein Schulmädchen verwandelt! So mit Kleidchen und langen Socken und Zöpfen. Uff! Nicht wirklich mein Fetisch, aber es gelingt mir, dass mein Unterkiefer nicht nach unten klappt. Das Schulmädchen tänzelt zum Tisch, mustert mein Starter-Kit mit mildem Blick und sagt belustigt: „Da hab ich was Besseres!“ Aus ihrer Tasche – holte sie einen Rohrstock hervor …

Ein stiller Schwur

Nun – ich will ja hier keinen Porno schreiben, warum auch? Das Netz ist voll davon und jeder, der sich so was anschauen möchte, wird schnell und mit Sicherheit fündig. Eine andere Geschichte ist es, selbst in so einer Situation zu sein. Eine Frau schlagen? Und auch noch mit so einem brutalen Werkzeug? Für mich normalerweise ein absolutes NoGo, aber wie Frau Merkel sagen würde: „Nun sind Sie nun mal hier.“ Also kam ich ihr – auf inständiges Bitten – entgegen. Sie wollte das. Sie erzählte mir, sie sei Direktorin eines Internats. Und ja – wir kamen beide auf unsere Kosten. Wenn auch meinerseits mit dem stillen Schwur, so etwas nie wieder zu tun. Danach gingen wir rüber ins BurgerKing – ehrlich gesagt, ich habe meinen Burger nur unter Mühe runter gekriegt. Wir redeten, verabschiedeten uns dann und schrieben noch eine Weile miteinander. Sie verlor den Job im Internat und brach zu einer Wanderung in die Blue Mountains auf. Danach habe ich nie wieder von ihr gehört, aber um Rohrstöcke seither einen großen Bogen gemacht.

*Wikipedia: „Sammelbezeichnung für eine Gruppe miteinander verwandter sexueller Vorlieben, die oft unschärfer als Sadomasochismus bezeichnet werden.“

Ich hab‘s ja schon erzählt, muss es aber an dieser Stelle doch noch mal erwähnen. Meine sexuelle Aufklärung kam ursprünglich von Dr. Sommer und Dr. Korff aus der „Bravo“, und diesem Umstand ist es auch zu verdanken, dass ich vom Phänomen der weiblichen Ejakulation – im Porno-Umfeld auch Squirting genannt – lange Zeit nichts wusste. Bis zu jenem Tag, an dem mich im wahrsten Sinne des Wortes eine Welle der Erkenntnis traf. Was war passiert? Ich hatte eine Frau kennen gelernt – bei einem BDSM-Stammtisch im Übrigen, aber dazu an anderer Stelle mehr – und sie kam mich besuchen. Also Kaffee gemacht, wir sitzen auf dem Balkon und unterhalten uns. Dass beiderseits ein sexuelles Interesse bestand, war schon am ersten Abend klar geworden und so verwunderte es nicht, dass wir nach einer Weile in einer innigen Umarmung gefangen waren – mit forschenden Fingern unterwegs zu den edleren Teilen dieses neuen, noch fremden Körpers.

Sturmflut auf dem Balkon

Die Lust kochte hoch und ziemlich schnell war ich mit einem Phänomen konfrontiert, das ich schlicht nicht kannte: Ihre Jeans (die hatte sie immer noch an) wurde feucht, und damit meine ich nicht einen kleinen Fleck an der altbekannten Stelle, sondern am gesamten Unterleib, bis runter zu den Knien. Feucht ist untertrieben, es war pitschnass und natürlich war mein erster Gedanke, sie könnte sich in die Hose gepinkelt haben. Dem war aber nicht so, der strenge, urintypische Geruch war schlicht nicht wahrnehmbar. Ich gebe zu: Diese Sturmflut mir unbekannter Ursache raubte mir die Lust nahezu schlagartig. Außerdem galt es, ganz praktische Aufgaben zu lösen: Denn diese Jeans würde sicher erst am nächsten Tag trocken sein und sie musste noch mit dem Bus relativ zeitnah nach Hause – wegen ihrer Kinder. Also habe ich ihr eine Hose und Unterwäsche geliehen und sie entschwand.

Derlei Feuchtgebiete brauche ich gar nicht

Der Anlass unseres dritten Treffens war dann vordergründig die Abholung jener mittlerweile getrockneten Jeans. Und diesmal verzichteten wir auf ein Vorspiel auf dem Balkon und gingen gleich ins Bett. Ich Depp: Hätte ich mal ordentlich über das Geschehen beim letzten Treffen nachgedacht, dann hätte ich wenigstens einen dieser plastikbeschichteten Matratzenschoner besorgt, wie sie in Seniorenheimen Verwendung finden. So gab es wilden Sex ohne Schonung meiner Matratze. Sie kam drei Mal, immer wieder mit einer großen Portion dieser unbekannten Flüssigkeit, die meine Matratze aufsaugte wie ein Lebenselixier. Und ja, bis das wieder trocken war, habe ich drei Tage lang auf meinem Sofa genächtigt – derlei Feuchtgebiete brauche ich gar nicht. Als ich zu dieser Zeit einer sehr guten Freundin mein Leid klagte und von den Geschehnissen berichtete, erhielt ich die Information, dass es sich hierbei um das so genannte Squirting handle – ich solle doch mal auf Wikipedia nachschlagen.

Mysteriöser weiterer Forschungsbedarf

Das tat ich denn auch in meinen Tagen auf dem Sofa, derweil ich wehmütig zu meiner Matratze hinüberschielte, die sich im Trocknungsprozess befand – wenigstens war damals Sommer! Und ich lernte dazu, denn: „Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen handelt es sich bei weiblicher Ejakulation und Squirting im Grunde um zwei verschiedene Vorgänge, die allerdings gleichzeitig während eines Orgasmus auftreten können. Squirting allein meint ein stoßweises Ausspritzen der in der Blase befindlichen Flüssigkeit, die Eigenschaften verdünnten Urins aufweist. Dieser Prozess ereignet sich während des Orgasmus.“ Und mysteriös wurde es auch, denn es bestehe „weiterer Forschungsbedarf unter anderem hinsichtlich der genauen Zusammensetzung des Ejakulats, des genauen anatomischen und physiologischen Entstehungsorts sowie der Vorgänge, die zum Auslösen der Ejakulation führen.“ Und das im 21. Jahrhundert? Immerhin gehen die Schätzungen um die Häufigkeit dieses Phänomens weit auseinander. In den 1960er Jahren ging man von einem Prozentsatz von 4,7 % der Frauen aus. Neuere Studien vermuten hingegen einen deutlich höheren Prozentsatz von bis zu 54 %. Das halte ich – mit Verlaub – für Unsinn. Zumindest in meinem Leben bin ich nur ein weiteres Mal einer Frau im Bett begegnet, die derlei phantastische Mengen an Flüssigkeit ausstieß. Blöd, dass das in den Tropen passierte und Matratzen dort nicht trocknen – ich musste das Hotel wechseln.