Nicole schreibt:

Wie kommt es, dass wir unser Herz an einen anderen „verschenken“?
Oder gar „verlieren“?
Dass dieser Muskel, dessen tägliche Tätigkeit für unser Leben ackert,
entweder lichterloh feuernd (v)erbrennt.
Andere Male so rein gar nicht entfacht wird?

Eine Frage der Chemie? Des Zeitpunkts?
Gar einer Wiederbegegnung mit einer verwandten Seele?
Wer daran glaubt: vielleicht sogar aus einem anderen Leben?
Die Antwort können wir nur in uns selbst und mit dem Liebespartner finden.
Der Verstand … wird in der Phase der Verliebtheit auf die Reservebank versetzt.

Manche Begegnungen jedenfalls entfachen dieses Feuer der Liebe.
Und bringen uns dazu, den Verstand zu ignorieren.
Wir lassen uns fallen. In ein Loch wie ein tiefer Brunnen.
Dessen Quelle einem Fluss gleicht, dessen Verlauf und Stromschnellen
wir nicht voraussehen können.

Die Liebe ist das größte Geschenk.
Allerdings auch eine großartige Gefahr.
Sie schenkt uns die schönsten aller Gefühle.
Gleichzeitig vermag sie, unsere Seele zu zermartern.
Müssen wir doch eines lernen:
sie anzunehmen. Mit ihr umzugehen.

Zu akzeptieren: Wir können nichts und niemanden gänzlich besitzen.
Wir müssen lernen, die zauberhaften Momente, die uns dieses magische Geschenk gibt,
zu genießen. Wie das kostbarste Gold, das uns das Leben schenkt.

Folgen wir dem Herzen:
Begeben wir uns auf die Wildwasserfahrt der Liebe … Dann: geht es auf und ab.
Selten geradeaus. Ohne Rettungsweste. Manches Mal fallen wir ins tosende Wasser.

Der Verlauf der Liebe. Er ist nicht immer so, wie wir es uns vorstellen.
Freiheit, Vertrauen, Mut und Unvernunft lassen uns himmelhoch jauchzen.
Zweifel, Eifersucht, Kontrolle und erlerntes Schubladendenken,
Angst und falsche Ansprüche sind die Feinde der Liebe.

Wenn wir sie besiegen, dann können wir das Zauberwerk der Gefühlsexplosion
erst richtig genießen. Das Schicksal weiß schon, warum es uns zusammenführt.
Vertrauen wir ihm. Dann geht es nicht um Besitz, Status, Unterschiede, Ansprüche und Schubladendenken. Dann siegen die Gefühle. Das Wahre, Schöne & Gute.

Dann können wir die Liebe, das schönste aller Gefühle, in beidseitiger
Freiheit, freud- und friedvoll auskosten, das Gold im Herzen des anderen
für immer im eigenen Herzen bewahren und unser eigenes zurückgeben.
Welch wunderschöne Unvernunft, die das Leben in Liebe erst lebenswert macht!

Andreas schreibt:

„Liebe ist, wenn …“ Wir kennen alle diese offene Frage und die diversen Antworten, die meist beliebig und banal ausfielen. Aber sie zeigten auf, wie vielfältig die Liebe verstanden werden kann und wird. Ich habe mich oft gefragt, was ist der Unterschied, wenn ich zu meiner Partnerin sage „Ich liebe dich“ oder sage zum Beispiel „Ich liebe mein Kind“? Beides kommt zweifellos von Herzen und hat doch unterschiedliche Bedeutung. Warum stelle ich dies voran? Ich meine, Liebe ist weder vernünftig noch unvernünftig.

Ich bin in eine Frau verliebt, die wesentlich jünger ist. Vernünftig oder unvernünftig? Wir kennen uns seit vielen Jahren, hatten aber einen unterschiedlichen Lebensweg und lebten an verschiedenen Orten. Und dann geschieht ein Wunder, das uns unverhofft zusammenführte. Es war die Liebe auf den ersten Blick, als hätte es nie etwas anderes zwischen uns gegeben. Es war das wunderbare Gefühl der Zusammengehörigkeit, des Vertrauens, der Seelenverwandtschaft. Vernünftig oder unvernünftig? Die Frage stellte sich uns gar nicht erst. Die Liebe war einfach da.

Wie sich herausstellte, hatte jeder von uns eine ziemlich schlimme Beziehung hinter sich, die prägend für unser Leben war. Okay, man kann diese Episoden beurteilen als Unvernunft der Liebe. Gerade diese Erfahrungen und Prüfungen aber machten uns reif und, im Wortsinn, überlegen für eine wahre Liebe.

Aus einem Gedicht von Erich Fried: „Es ist, was es ist, sagt die Liebe“.

Meine Freiheit wird die Deine

Wenn Du an Dir Du selber wirst

Die Quelle Deiner Liebe strömt in meine

Wenn Du Dich in Dich selbst verlierst

Liebe will Liebe

Aus dem Tiefenrausch, dem Grund

Liebe will Liebe

Allmacht, Ja in Gottes Seelenmund

Du bist in Dir von jeher Erde

Im Schoß der Welt ruht Ewigkeit

Du lebst in Dir das alte „Stirb und Werde“

Dein Schoß ist fruchtbar und wird weit

Liebe will Liebe

Schönheitsstab und Sommersohn

Liebe will Liebe

Samen, Herzanis und Mädchenmohn

Herrschen heißt der Liebe dienen

Es gibt kein Weil und kein Wozu

Dienen heißt dem Leben zu geziemen

Es lebt im Wir das Ich und Du

Liebe will Liebe

Ohne Mein und ohne Dein

Liebe will Liebe

Nur was wirklich ist, soll sein

Unsere Freiheit wird bestehen

Wenn wir aus uns wir selber sind

Die Quelle unserer Liebe will uns sehen

Weil mit uns die Welt beginnt

(Aus dem Gedichtzyklus „Ja, Du“ von Hans Christian Meiser)

Was an Dir getan ist, sage

Kraft des un-bedingten Ja

Was an Dir geschehen wird, wage

Höre auf die Tiefe. Sie ist da

Im Bejahtsein werden wir uns stets verlieren

Weil es sich selbst an uns erfüllt

Lass dies Geschenk in Dir niemals erfrieren

Auch wenn ein Nein das Ja umhüllt

Was wir waren, lässt die Liebe in uns sterben

Sie nimmt und gibt zugleich

Sie will, dass wir durch sie befähigt werden

Arm zu sein und unermesslich reich

In ihr entdecken wir die Ja-Allmacht

Ins Leben sterben wir hinein

Sie führt uns auf die Spur der Tagesnacht

Wir finden sie. Und kehren heim

Der, dem die Wirklichkeit begegnet

Wird selbst ursprünglich, ohne Scheu

Der, der uns in Liebeswahrheit segnet

Ist selber Ursprung, ewig neu

Er lässt sich ganz in uns geschehen

Kraft des un-bedingten Ja

Ohne Augen können wir ihn sehen

Er ist die Tiefe. Er ist da

(Aus dem Gedichtzyklus „Ja, Du“ von Hans Christian Meiser)

Ich bin in Dich verwandelt

Vergess mich immer neu in Dir

Es ist ein Wort, das aus sich handelt

Es führt zu uns: Aus dort wird hier

Dies Wort gebiert die Melodie des Seins

Es sieht am tiefsten mit den Augen des Vertrauens

Durch seine Saat sind wir in Licht und Schatten eins

Und wohnen in der Kunst des In-sich-Schauens

Wir singen uns das Lied von innen

Ins Sein hineingeöffnet und vollbracht

Wir wollen nicht verlieren, nicht gewinnen

Wir kennen nur die Freiheit, nicht die Macht

Wir wandeln uns zum Ursprung und sind deshalb jung

Wir wachsen nicht im Mittelmond

Wir brechen unser Brot in der Vereinigung

In der die körperliche Seele thront

Wir schöpfen aus der Tiefe, aus der wir letztlich sind

Und leben nicht im Binnenraum von „Ich bin ich“

Die Schönheit und die Liebe sind unsrer Freiheit Kind

Denn ich bin Du. Und Du meinst mich.

Wir sind in uns verwandelt

Vergessen uns stets neu im Sein

Es ist ein Wort, das aus sich handelt

Es führt zu uns: Wir sind daheim

(Aus dem Gedichtzyklus „Ja, Du“ von Hans Christian Meiser)