Dass Mutterliebe bzw. die Liebe und Zuwendung einer Bezugsperson eine Säule unserer Liebesfähigkeit darstellt, ist also klar. Aber es gibt eine weitere, an die wir meist nicht denken, weil sie so selbstverständlich ist wie unser Herzschlag.

Liebe auf dem Mutterplaneten

Wir werden also geboren. Neun Monate wurden unsere Sinne optimiert und unser Gehirn ist voller Erwartung auf die Fülle des Neuen, das ihm nach dem „Planeten Mutter“ seit Jahrtausenden auf dem „Planeten Erde“ geboten wird. Und da sind sie: die zärtlichen Stimmen meiner Mutter, meines Vaters, meiner Großmutter, meines Großvaters, meiner Verwandten, meines Stammes. Sie alle nehmen mich in den Arm, liebkosen mich, geben wir die erste Sicherheit, gut und richtig angekommen zu sein, nicht den Planeten verfehlt zu haben. Weiterlesen

Haben Sie das schon einmal erlebt: Sie geraten in eine Liebesbeziehung, geben viel oder vielleicht sogar alles von sich, aber es kommt wenig zurück. Der Partner oder die Partnerin mag vielleicht Spaß am Sex haben, aber auf seelischer Ebene bleibt die Liebe stumm?

Wir neigen dann gerne zu Vorwürfen oder Unterstellungen; auf jeden Fall empfinden wir: Er oder sie liebt mich nicht (mehr). Und das kann gut sein, denn wenn die Grundlagen der Liebe nicht oder nur unzureichend gelegt wurden, dann kann sich diese wundervollste aller menschlichen Fähigkeiten nur schwer entfalten. Weiterlesen

Ich hab‘s ja schon erzählt, muss es aber an dieser Stelle doch noch mal erwähnen. Meine sexuelle Aufklärung kam ursprünglich von Dr. Sommer und Dr. Korff aus der „Bravo“, und diesem Umstand ist es auch zu verdanken, dass ich vom Phänomen der weiblichen Ejakulation – im Porno-Umfeld auch Squirting genannt – lange Zeit nichts wusste. Bis zu jenem Tag, an dem mich im wahrsten Sinne des Wortes eine Welle der Erkenntnis traf. Was war passiert? Ich hatte eine Frau kennen gelernt – bei einem BDSM-Stammtisch im Übrigen, aber dazu an anderer Stelle mehr – und sie kam mich besuchen. Also Kaffee gemacht, wir sitzen auf dem Balkon und unterhalten uns. Dass beiderseits ein sexuelles Interesse bestand, war schon am ersten Abend klar geworden und so verwunderte es nicht, dass wir nach einer Weile in einer innigen Umarmung gefangen waren – mit forschenden Fingern unterwegs zu den edleren Teilen dieses neuen, noch fremden Körpers.

Sturmflut auf dem Balkon

Die Lust kochte hoch und ziemlich schnell war ich mit einem Phänomen konfrontiert, das ich schlicht nicht kannte: Ihre Jeans (die hatte sie immer noch an) wurde feucht, und damit meine ich nicht einen kleinen Fleck an der altbekannten Stelle, sondern am gesamten Unterleib, bis runter zu den Knien. Feucht ist untertrieben, es war pitschnass und natürlich war mein erster Gedanke, sie könnte sich in die Hose gepinkelt haben. Dem war aber nicht so, der strenge, urintypische Geruch war schlicht nicht wahrnehmbar. Ich gebe zu: Diese Sturmflut mir unbekannter Ursache raubte mir die Lust nahezu schlagartig. Außerdem galt es, ganz praktische Aufgaben zu lösen: Denn diese Jeans würde sicher erst am nächsten Tag trocken sein und sie musste noch mit dem Bus relativ zeitnah nach Hause – wegen ihrer Kinder. Also habe ich ihr eine Hose und Unterwäsche geliehen und sie entschwand.

Derlei Feuchtgebiete brauche ich gar nicht

Der Anlass unseres dritten Treffens war dann vordergründig die Abholung jener mittlerweile getrockneten Jeans. Und diesmal verzichteten wir auf ein Vorspiel auf dem Balkon und gingen gleich ins Bett. Ich Depp: Hätte ich mal ordentlich über das Geschehen beim letzten Treffen nachgedacht, dann hätte ich wenigstens einen dieser plastikbeschichteten Matratzenschoner besorgt, wie sie in Seniorenheimen Verwendung finden. So gab es wilden Sex ohne Schonung meiner Matratze. Sie kam drei Mal, immer wieder mit einer großen Portion dieser unbekannten Flüssigkeit, die meine Matratze aufsaugte wie ein Lebenselixier. Und ja, bis das wieder trocken war, habe ich drei Tage lang auf meinem Sofa genächtigt – derlei Feuchtgebiete brauche ich gar nicht. Als ich zu dieser Zeit einer sehr guten Freundin mein Leid klagte und von den Geschehnissen berichtete, erhielt ich die Information, dass es sich hierbei um das so genannte Squirting handle – ich solle doch mal auf Wikipedia nachschlagen.

Mysteriöser weiterer Forschungsbedarf

Das tat ich denn auch in meinen Tagen auf dem Sofa, derweil ich wehmütig zu meiner Matratze hinüberschielte, die sich im Trocknungsprozess befand – wenigstens war damals Sommer! Und ich lernte dazu, denn: „Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen handelt es sich bei weiblicher Ejakulation und Squirting im Grunde um zwei verschiedene Vorgänge, die allerdings gleichzeitig während eines Orgasmus auftreten können. Squirting allein meint ein stoßweises Ausspritzen der in der Blase befindlichen Flüssigkeit, die Eigenschaften verdünnten Urins aufweist. Dieser Prozess ereignet sich während des Orgasmus.“ Und mysteriös wurde es auch, denn es bestehe „weiterer Forschungsbedarf unter anderem hinsichtlich der genauen Zusammensetzung des Ejakulats, des genauen anatomischen und physiologischen Entstehungsorts sowie der Vorgänge, die zum Auslösen der Ejakulation führen.“ Und das im 21. Jahrhundert? Immerhin gehen die Schätzungen um die Häufigkeit dieses Phänomens weit auseinander. In den 1960er Jahren ging man von einem Prozentsatz von 4,7 % der Frauen aus. Neuere Studien vermuten hingegen einen deutlich höheren Prozentsatz von bis zu 54 %. Das halte ich – mit Verlaub – für Unsinn. Zumindest in meinem Leben bin ich nur ein weiteres Mal einer Frau im Bett begegnet, die derlei phantastische Mengen an Flüssigkeit ausstieß. Blöd, dass das in den Tropen passierte und Matratzen dort nicht trocknen – ich musste das Hotel wechseln.

Also ich oute mich jetzt mal: Ja, ich habe als Teenager die Bravo gekauft. Und gelesen. Und ja, gerade die Beiträge von Dr. Korff und Dr. Sommer fanden stets mein ungeteiltes Interesse. Förmlich eingebrannt in mein damals noch jugendliches Hirn hat sich ein Artikel, der die Überschrift trug: „Massier ihr mal den Po, denn das stimmt sie liebesfroh.“ Zur Zeit der Lektüre war es leider so, dass sich mein Kontakt zum weiblichen Geschlecht darauf beschränkte, aus der Ferne zu staunen und zu schmachten, von der Chance zu einer handfesten Po-Massage konnte damals noch keine Rede sein.

Knetbarer Po-Weg

Aber man wird ja älter und so boten sich nach und nach veritable Gelegenheiten, um den Wahrheitsgehalt von Dr. Sommers These empirisch zu überprüfen. Denn nach wie vor geisterte er in meinem Kopf herum und nun ja: Wenn die Hand am Po ist, ist oft auch der Verstand „am Arsch“. Oder so. Aber zur Sache, sprich zu meinen Erfahrungen. Klar ist natürlich (zumindest den meisten), dass unangekündigtes Po-Grabschen oder gar -massieren keine Bonuspunkte bringt. Hab das selbst nie probiert, es kam mir aber auch nie eine Geschichte zu Ohren à la „sie war mir sofort sympathisch und nachdem ich ihr spontan an den Po gegriffen hatte, waren wir ein Herz und eine Seele“. Aber in meiner persönlichen Praxis zeigte sich dann doch, dass der Po einer Frau durchaus ein knetbarerer Weg hin zu „Mehr“ sein kann. Aber warum? Keine Ahnung. Doc Sommer hatte recht gehabt und Tschüss!

Zwei Fäuste für ein Halleluja?

Natürlich habe ich beim Schreiben dieses Textes dann doch auch mal die Suchmaschine gefragt. Nein, nicht die mit den fünf Fingern im Schlüpfer der Partnerin, und in der Tat wurde ich fündig. Wo? Na bei den Frauenzeitschriften! Die haben den Plan, die Autoren und Autorinnen und … wie heißt nochmal das dritte Geschlecht, das das Bundesverfassungsgericht jetzt durchgewinkt hat? Egal. Die da schon länger schreiben, wissen, wo es langgeht, etwa bei Elle, wo unter der etwas reißerischen Überschrift „Zwei Fäuste für ein Halleluja: Druck beim Massieren langsam erhöhen“ eine ganz praktische und für mich durchaus nachvollziehbare Anleitung folgt: „Am besten fängt man bei der Po-Massage ganz sanft an: Verteile ein bisschen Massageöl auf deinen Händen und beginne in der Mitte des Pos zu massieren, und zwar kreisförmig. Zuerst in sehr engen Kreisen, die dann immer größer werden. Wenn du am Rand des Hinterteils angelangt bist, wird es Zeit, einen Gang hochzuschalten: Ab jetzt wird mit geballten Fäusten massiert. Dabei wechselst du zwischen leichten Druckbewegungen und sanftem Abklopfen.“

Mit dem Geodreieck am Po

So weit, so gut. Aber so eine Po-Massage tut man ja nicht einfach so? Wie war das mit dem „liebesfroh“? Auch hier weiß Elle Rat und weist auch den Weg hin zu geheimnisvollen Stellen: „Die perfekte Stelle, um eine Po-Massage enden zu lassen, sind zwei bestimmte Punkte im Beckenbereich, von denen es eine Verbindung zu den Genitalien gibt. Deshalb können Berührungen hier besonders prickelnd sein. Diese Hot Spots findest du, wenn du deine Finger an dem Übergang zwischen Wirbelsäule und Becken entlangführst. Sie liegen etwa sieben bis zehn Zentimeter links und rechts der Wirbelsäule“. Das fand ich erheiternd. Die Vorstellung, wie der große Po-Masseur sich mit dem Geodreieck oder dem Malermaßstab auf die Suche nach den magischen Punkten macht – das hat was! Zum Glück gibt es im Universum der Frauenzeitschriften ja auch noch die „Freundin“, die beim Suchen hilft: „Führen Sie dazu Ihre Finger an den Übergang zwischen Becken und Kreuz. Jeweils links und rechts von der Wirbelsäule in einem Abstand von rund sieben bis zehn Zentimetern befinden sich zwei spezielle Energiepunkte, die die erotische Po-Massage am Ende zum unvergesslichen Abenteuer machen“. Hmpf: Und wo ist der Übergang zwischen Becken und Kreuz? Das hat mir in der Schule keiner beigebracht. Dafür konnte ich mal Infinitesimalrechnung. Alles für’n Arsch! Ich mach Schluss für heute.

Menstruationsbeschwerden – mein erster praxisbezogener Kontakt mit diesem Begriff erfolgte in der 11. Klasse. Ich hatte herausgefunden, dass der dritte Direktor (der sinnigerweise auch noch Michel hieß) bereitwillig Krankmeldungen abzeichnete. Bei meinen ersten Versuchen mit den üblichen Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen stellte ich fest, dass Direktor Michel überhaupt nicht durchzulesen schien, was da auf dem Krankmeldungszettel stand. Kühn schrieb ich fürderhin stets „Menstruationsbeschwerden“ auf meine Zettel – ohne jemals Widerspruch zu ernten. Ein kleiner Scherz am Rande meines Pennälerdaseins, aber ein großer Schritt in Richtung Gleichberechtigung der Geschlechter, wie ich aus Sicht der heutigen, gendergeschwängerten Realität anmerken möchte.

Von Primaten und Rüsselspringern

Weniger heiter war meine Wiederbegegnung mit diesem Begriff wenige Jahre später. Zu dieser Zeit hatte ich meine erste feste Beziehung, so richtig mit regelmäßigem Sex, wenn, ja wenn da nicht die „Regel“ gewesen wäre. Denn eine mir bislang unbekannte Regel besagte, dass man während der „Regel“ auf Sex zu verzichten habe. Das fand ich doof. Doch obwohl ich glaubhaft versicherte, dass es mich vor fließendem Lebenssaft und womöglich blutbedecktem Penis nicht gruseln würde,  fand ich kein Gehör. Wusste meine damalige Partnerin mehr als ich? Ich habe sie nicht gefragt, bin aber bei der Recherche zu diesem Text auf einiges in Sachen Menstruation gestoßen, was doch … erstaunlich ist! Wusstet  ihr zum Beispiel, dass die Menstruation nur bei höheren Primaten, darunter dem Menschen, einigen Arten von Fledermäusen und den Rüsselspringern vorkommt? Und bevor jemand fragt: Die Rüsselspringer sind eine Familie der Säugetiere in Afrika, kleine Bodenbewohner, die durch einen großen Kopf mit rüsselartig verlängerter Nase sowie durch einen langen Schwanz und dünne Gliedmaßen charakterisiert sind. Die Hinterbeine übertreffen dabei die Vorderbeine deutlich an Länge. Der Geschlechtsakt dauert in der Regel nur wenige Sekunden; das Männchen vollführt ihn in nahezu aufrechter Position. Wollte das jemand wissen? Viel interessanter ist doch der Fakt, dass die „Regel“ in der Natur eben nicht die Regel ist, sondern vielmehr eine krasse Ausnahme darstellt.

Frau „kann diese Unreinheit auch übertragen“

Das mag auch der Grund sein, warum –  zumindest in der Vergangenheit – die „Tage“ der menschlichen Gesellschaft oftmals suspekt waren. So wurde bis ins 20. Jahrhundert dem Menstruationsblut nachgesagt, es sei giftig und könne Lebensmittel verderben oder zum schnelleren Verderb beitragen. Andererseits sollte es auch magische Kräfte haben und war die Zutat vieler Zauber. Den Vogel schießen in diesem Zusammenhang mal wieder die so genannten Buchreligionen ab: So sah – wie viele andere christliche Gelehrte des Mittelalters auch – Hildegard von Bingen die Menstruation als eine Folge des Sündenfalls. Geht es krasser? Klar: Nach jüdischem Glauben hat im Körper der Frau ein Absterbeprozess stattgefunden. Sie wird deswegen als unrein betrachtet und kann diese Unreinheit auch übertragen.  Wer sie berührt, ist unrein bis zum Abend. Im Islam ist es während der Periode den Ehepartnern nicht erlaubt, miteinander den Geschlechtsakt zu vollziehen. Und während dieser Zeit ist der muslimischen Frau auch das typische rituelle Gebet nicht erlaubt. Wie auch immer – in meinem späteren Leben hatte ich lange Beziehungen mit zwei Frauen, die das Thema „Sex während der Menstruation“ weitaus entspannter sahen. Ich glaube, ich hab auch niemand mit Unreinheit angesteckt. Allerdings gab es doch einen Wermutstropfen: Bei beiden gingen die „Tage“ häufig mit Migräneschüben einher. Doch Migräne ist ein eigenes Thema, dem ich mich andernorts widmen werde. Fertig! Jetzt erst mal eine schöne „Bloody Mary“.

Männer sind schon irgendwie niedlich und einfach gestrickt. Gut erinnere ich mich noch an lang vergangene Nächte, in denen ich und wechselnde Kumpane beschlossen, in einen Club (damals hieß das noch Disco) zu gehen und Frauen anzugraben. Angraben? Dazu gibt es jede Menge Synonyme wie etwa anbaggern, anmachen, oder auch als Endziel – flachlegen. All diese Wörter haben gemeinsam, dass sie etwas Martialisches und nahezu Gewalttätiges an sich haben. Woher kommt das? Stammt das aus lang vergangenen Zeiten, als Brautschau mitunter auch so aussah, dass man ein Nachbardorf überfiel und die neue „Partnerin“ als Beute nach Hause brachte? Wie auch immer – „das Herz einer Frau im Sturm erobern“ hört sich für viele Menschen auch heute noch romantisch und nicht martialisch an. Was erstens fragwürdig und zweitens völlig realitätsfremd ist, wie ich gleich darstellen werde.

Alles so schön bunt hier

Wir gehen also hinein in den Club, er ist rappelvoll, die Frauenquote ist hoch, traditionellerweise vor allem in der Nähe der Tanzfläche. Die Sichtweite ist begrenzt, dank Schwaden von Trockeneisnebel, und die Lautstärke ist infernalisch. Jeglicher Gedanke, eine Frau zwanglos in ein Gespräch zu verwickeln, scheitert allein schon an Letzterem – jemandem ins Ohr zu brüllen, ist halt nicht wirklich verführerisch.  Zudem hat man als potentiell „angrabendes“ Männchen auch wirklich die Qual der Wahl – so viele attraktive Frauen, alles so schön bunt hier. Nun habe ich viele Kumpels, die in derlei Situationen wie folgt vorgehen: Sie gucken sich eine möglichst toll aussehende Grazie aus und suchen für den Rest der Nacht ihre Nähe (heute würde man dazu wohl schon stalken sagen). Nun ist es aber so, dass gerade diese extrem gut aussehenden Damen in ihrem Leben viele und häufig auch leidvolle Erfahrungen mit derlei Taktiken des männlichen Geschlechts gesammelt haben. Und so war das Ergebnis dieser Bemühungen sehr oft immer wieder das gleiche: Am Ende der Nacht standen sie mit leeren Händen da und gingen einsam und etwas traurig nach Hause.

Was Leonardo schon wusste

Nun zu mir: Ziemlich oft war es in derlei Nächten so, dass ich – im Gegensatz zu meinen Kumpels – den Nachhauseweg Arm in Arm mit einer Frau antrat. Wie es dazu kam? Dazu will ich zunächst Leonardo da Vinci zitieren, von dem der Ausspruch „Das Auge, welches man auch das Fenster der Seele nennt“ stammt. Oder, um das nach Helmut Glaßl zu konkretisieren: „Wer mit den Augen spricht, braucht keine Worte“. Man rufe sich ins Gedächtnis, dass in einem Club brüllende Laustärke herrscht und eigentlich nur bleibt, aufmerksam zu beobachten. Dass zwischen Mann und Frau eigentlich stets Damenwahl besteht habe ich hier ja bereits in Ansätzen beschrieben. Und so hatte ich ein waches Auge für das, was ich für mich im Stillen, immer als PBB bezeichnet habe. Dieses eher sperrige Kürzel steht für „Potenzieller Bereitschafts-Blick“ und meint nichts anderes, als den Damen aufmerksam in die Augen zu schauen. Und ja, natürlich auch auf Mimik und Gestik zu achten. Tust du das, so zeigt sich auch im Wabern der Nebelwerfer rasch, dass es auch in dieser Nacht, in diesem Club drei oder vier Frauen gibt, die dich attraktiv finden. Und in diesem Moment dreht sich der Spieß um und du kannst nun entscheiden, welche dieser Frauen du auch gut findest. Versuch’s mal – du wirst offene Türen einrennen.

von H.P. Schalk

Ich weiß, es ist Wahnsinn, aber vielleicht ja gerade deshalb interessant. Ich gebe „Liebe“ bei Google ein. Nach 0,58 Sekunden bietet die Suchmaschine 289 Millionen Einträge an. Der Begriff „Love“ liefert gleich 7,8 Milliarden davon.

Ich halte das für rekordverdächtig. Zum Vergleich probiere ich mein Glück mit „Jesus“: 895 Millionen. „Christus“ bringt es auf 31,4 Millionen, Mohammed auf 202 Millionen, Buddha auf 179 Millionen. „Liebe“ liegt also wirklich auf den vorderen Rängen, „love“ sowieso.

Doch dann der zahlenmäßige Einbruch: Beim Gutenberg-Projekt, der größten elektronischen Volltextsammlung deutschsprachiger Literatur mit über 1700 Autoren, taucht der Begriff „Liebe“ nur tausendmal auf, etwa im „Liebeslied“ von Rilke: „Wie soll ich meine Seele halten, dass sie nicht an deine rührt?“, in Ibsens „Komödie der Liebe“: „Du hast den Liebesrausch schon ausgeschlafen?“, in Ovids „Elegien der Liebe“: „Schüttle die Locken zurück über das niedliche Ohr“, in Schnitzlers „Liebelei“: „Ich bin ihm nichts gewesen als ein Zeitvertreib“.

Man mag antworten: Tausendmal das Thema Liebe in der Literatur wiegt eine Million Erwähnungen in Google locker auf, aber 7,8 Milliarden? Wem so oft eingehämmert wird, es gebe so etwas wie Liebe, der muss verrückt sein, um nicht daran zu glauben. Weit her ist es freilich nicht mit dem Glauben.  Solange die Hormone Dopamin und Oxyticin rosa Nebelwolken ins Gehirn blasen, beugen sich Penis und Vagina dem Ruf der Wildnis bzw. der Evolution. Doch nach nicht einmal zwei Jahren ist die Phase der ersten Verliebtheit rum, nach durchschnittlich 14 Jahren endgültig und die Scheidung wird eingereicht, rund 160.000 mal im Jahr. Dabei glauben 74 Prozent der Deutschen an die Liebe fürs Leben. Es genügt, diese Zahlen nebeneinander zu halten, um klar zu machen, dass der Selbstbetrug zu unserem seelischen Standard-Repertoire gehört. Entsprechend kitschig verhalten wir uns im Alltag. Jeder Dritte – 36 Prozent – nennt seinen Partner „Schatz“, „Schatzi“ oder „Schätzchen“; auf ein Drittel – 10 Prozent – kommen „Maus“ oder „Mäuschen“. Darunter rangieren Süße/r, Liebste/r, Engelchen, Schnucki, Bärchen, Schnuffi, Spätzchen, Mäusebärchen, Baby.

Von seelischer Reife der angeblich Liebenden sprechen solche Namen nicht. Offen gestanden: Würde mir meine Partnerin ständig ein „Schätzchen“ aufs Ohr geben – wir wären längst geschieden. Sie kennt mich eben und tut‘s vielleicht ja deshalb nicht.

In dieser Studie soll untersucht werden, wie Selbstbeschreibungen in verschiedenen Lebensbereichen mit Verhalten in Partnerschaft und Sexualität zusammenhängen. Damit die Untersuchung eine gewisse Allgemeingültigkeit bekommt, will das psychologische Institut der Universität eine möglichst breit gefächerte Gruppe von Versuchspersonen erreichen.

Man hat die Möglichkeit, die Resultate der Untersuchung nach der Erhebungsphase zugeschickt zu bekommen. Das Ausfüllen des Fragebogens dauert ca. 20 Minuten. Die Umfrage findet Ihr HIER.

Origien sind keinesfalls eine moderne Phantasie. In der Renaissancezeit nannten Spötter Rom den „Schwanz der Welt“. Mehr Prostituierte gab es nirgendwo. Papst Alexander VI. aus dem berüchtigten Geschlecht der Borgia veranstaltete (vermutlich) die reinsten Sexorgien. Und ein paar Jahrhunderte zuvor trieb es Johannes XII im Petersdom so wild, dass er wegen Unwürdigkeit gestürzt wurde. Dass unsere Altvorderen der Lust an der Lust weit mehr frönten als unsereins, der vor lauter Terminen gar keine Zeit für eine ausschweifende Orgie hätte, ist ein offenes Geheimnis. Hier wird es sinnlich und informativ beschrieben: