Seitensprung

Fremdgehen ist mir fremd. Warum das so ist, erzähle ich mal an anderer Stelle. Bleiben wir also beim Allgemeinen: Fremdgehen ist keine Seltenheit. Aus der Tatsache, dass es regelrechte Seitensprungagenturen gibt, lässt sich indirekt auf die Häufigkeit des delikaten Verhaltens schließen. Aber wenn Affären so häufig sind, dass das Bedürfnis danach einen echten Marktwert hat – kann man es dann noch als Fehlverhalten bezeichnen? Auch das wäre eine eigene Überlegung wert.

Wie oft Menschen fremdgehen, weiß man nicht genau. Über das Verhalten der Deutschen konnte ich keine Zahlen finden, wohl aber über die Russen, Schweizer, Schweden und Amerikaner. Am häufigsten gehen offenbar die Schweden fremd: 38 Prozent der Männer und 23 Prozent der Frauen, also ungefähr jeder dritte Mann und jede vierte Frau. Respekt. Das muss erstmal eine andere Nation nachmachen. Übertrumpft werden die Schweden allerdings von den Moskauern (nicht den Russen im allgemeinen). In der russischen Hauptstadt gehört eine „Geliebte“ zum guten Ruf eines Mannes. 76 Prozent der Moskauer Russen schmücken sich damit.  Wie das möglich ist ohne ganz viele Frauen, ist mir schleierhaft – es sei denn, eine Frau wäre die Geliebte von gleich mehreren Männern, was nach einem ertragreichen Geschäftsmodell aussieht.

Schlusslicht auf dem Siegertreppchen der Untreue sind jedenfalls die Amerikaner. Die Zahlen liegen dort bei müden 17 Prozent. Wäre spannend zu wissen, ob amerikanische Ehen glücklicher oder unglücklicher sind. Hm, vermutlich liegt die Rate der Selbstbefriedigung an der Weltspitze – kurz hinter dem Vatikanstaat. Was ich nun wirklich nicht erwartet hätte: 29 Prozent der Schweizer tummeln sich in fremden Betten, Männlein wie Weiblein. Aber vielleicht ist das ja kein Ausdruck einer liberalen Grundhaltung (könnte man hier auch „lieberal“ schreiben), sondern einer gewissen Bodenständigkeit, wie man sie auch bei Pferden und Rentieren (Schweden!) findet.

Egal. Bei der Betrachtung der Zahlung haben mir hauptsächlich die Italiener ein Schmunzeln entlockt. Nach eigenen Aussagen betrügen nämlich 67 Prozent aller Italiener ihre Frau. Ein Forschungsinstitut hat diesen Zahlen mal auf die Finger geklopft und kam zu dem Ergebnis: reine Protzerei. De facto sind’s ca 25 Prozent, weniger als ihre nördlichen Nachbarn. Freilich wäre nun zu überlegen, wie’s nächtens im Tessin abgeht, wo ja bekanntlich Schweizer und Italiener sich kulturell vereinigen. Manchmal, so berichten nämlich Touristen, seien in den tiefen Tälern zwischen Airolo und Bellinzona (schon der Name!) eigenartige, nächtliche Geräusche zu vernehmen, die entfernt an das Röhren von Hirschen erinnern.

Muss da mal Urlaub machen!